Die Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit neurologischen Störungen setzt spezielles Wissen über die verschiedenen Störungsbilder sowie Kenntnisse über die besonderen therapeutischen Ansätze zur Anbahnung der individuellen Sprach-, Sprech- und Kommunikationsprozesse voraus.
Kategorie: Kinder
Die Voraussetzungen für eine altersgerechte Sprachentwicklung sind eine altersgemäße Entwicklung in den Bereichen Motorik, Sinneswahrnehmung, Kognition sowie im emotionalen und sozialen Bereich.
In Anlehnung an der normalen Entwicklung eines Kindes wird bei uns in der Diagnostik der sprachlich-kommunikative und sensomotorische Entwicklungsstand ermittelt. Daraus entwickelt sich ein Behandlungskonzept, das den Bedürfnissen des Kindes entsprechend ausgerichtet ist.
Unsere beruflichen Qualifikationen ermöglichen es uns, mit Kindern die Grundvoraussetzungen des Spracherwerbs zu erarbeiten um die Sprachentwicklung unter optimalen Bedingungen zu fördern. Dies geschieht in enger Zusammenarbeit mit den Eltern und Bezugspersonen des Kindes, sowie im interdisziplinären Austausch mit Ärzten und Therapeuten.
Nähere Informationen dazu entnehmen Sie meinem Blog “Therapeutische Schatztruhe” in den Blogbeiträgen “Wie spricht man eigentlich?” und “Sprache – was ist das eigentlich?”
Kindliche Stimmstörungen
Das auffälligste Symptom einer kindlichen Stimmstörung ist eine andauernde, nicht durch Erkältung hervorgerufene Heiserkeit beim Sprechen, Singen und Rufen. Ursache dafür ist meistens ein unökonomischer und übermäßiger Gebrauch der Stimme. Im weiteren Verlauf der Störung können sich durch die dauerhafte stimmliche Überlastung z.B. Stimmlippenknötchen bilden.
Hauptziel der Stimmtherapie bei Kindern ist die Vermittlung eines optimalen stimmlichen Verhaltens und Abbau der stimmlichen Überbeanspruchung. Wichtig ist hier eine ganzheitliche Arbeit, die das Umfeld des Kindes (Familie, Schule/Kindergarten, Sportverein, Chor), seine Interessen und Hobbys und sein Stimm- und Kommunikationsverhalten berücksichtigt und mit einbezieht.
Schwerhörigkeit oder Taubheit
Direkt nach der Diagnose eines Hörschadens sollten die Hörgeräteversorgung und die individuelle Frühförderung beginnen. Das Hörgerät gleicht den Hörschaden nicht aus. Allein durch das Tragen des Hörgerätes kommt das mittel- bis hochgradig hörgeschädigte Kind in der Regel leider nicht zum Hören, Verstehen und Sprechen. Dazu braucht es die große Unterstützung der Familie und eine konkrete Anleitung und Beratung von Seiten des Therapeuten.
Ziel unserer Arbeit ist es den Kindern parallel zur wichtigen Gebärdensprache auch die Möglichkeit zu bieten durch eine auditiv-verbale (d.h. lautsprachlich orientierte) Therapie eine lautsprachliche Kommunikationsfähigkeit zu erreichen, die es dem Kind ermöglicht, sich in die hörende Umwelt zu integrieren.
Dabei handelt es sich um eine ganzheitliche Therapie, die sowohl einen optimalen Spracherwerb als auch die gesamte Persönlichkeitsentwicklung des Kindes unterstützt. Bei Bedarf wird die Therapie von einer Gebärdendolmetscherin begleitet.
Selbstverständlich gehört eine optimale Informationsversorgung und Unterstützung der Eltern während des ausführlichen Vorgespräches vor dem Therapiebeginn (bei gehörlosen Eltern mit Unterstützung einer Gebärdendolmetscherin) sowie im Therapieverlauf statt.
Mutismus
Selektiver Mutismus besteht dann, wenn ein Kind in bestimmten sozialen Kontexten oder mit bestimmten Personen nicht spricht, jedoch in anderen Situationen (z.B. zu Hause oder immer wenn die beste Freundin dabei ist) eine normale Sprechfähigkeit zeigt. Dieses Verhalten wird häufig im Kindergartenalter offensichtlich und von der Umwelt des Kindes oftmals als Sturheit oder extreme Schüchternheit missverstanden.
Eine konkrete Ursache für das Schweigen des Kindes lässt sich nur selten feststellen. Jedoch hat das Nicht-Sprechen für das Kind irgendwann einmal einen Zweck für das Kind erfüllt, oder tut dies immer noch. In den Situationen, in denen das Kind schweigt, können noch andere Symptome auftreten. Dazu kann gehören, dass Blick- und Körperkontakt sowie sämtliche Körpergeräusche (Lachen, Weinen) vermieden werden, kaum/wenig Mimik und Gestik genutzt wird und das Kind wie eingefroren wirkt. Der Schweregrad der Symptomatik kann dabei von Kind zu Kind variieren. Der selektive Mutismus kann von anderen Sprach- und/oder Stimmstörungen begleitet werden. Er sollte nicht mit Autismus verwechselt werden.
Durch ein ausführliches Elterngespräch sowie durch eine Erstdiagnostik mit dem Kind kann der Verdacht auf selektiven Mutismus gestellt werden. Im Anschluss daran kann gegebenenfalls die Aufnahme der Therapie erfolgen. Durch die sprachtherapeutische Intervention, die sehr individuell an den Bedürfnissen und Ressourcen des einzelnen Kindes orientiert ist, lernt es seine kommunikativen verbalen und nonverbalen Kompetenzen auf- und auszubauen und so langsam seine „kommunikative Welt“ zu erweitern. Neben der direkten Arbeit mit dem Kind stellt die Zusammenarbeit mit dem gesamten System, in dem sich das Kind bewegt (Eltern, Familie, Kindergarten/Schule etc.) einen wichtigen Therapieschwerpunkt dar.
Der Aufbau und die Ziele der Therapie sowie praktische Anleitungen für den täglichen Umgang mit dem Kind werden mit den Eltern besprochen und reflektiert.
Poltern
Poltern im Kindesalter zeigt sich in schnellem und / oder unregelmäßig schwankendem Sprechtempo. Es treten dabei Auslassungen, Verschmelzungen und artikulatorische Veränderungen von Lauten, Silben, Wörtern und Satzteilen auf. Das Sprechen wird dadurch schwer verständlich, phasenweise unverständlich.
Im Kindesalter ist Poltern sehr oft mit Störungen der Sprachentwicklung kombiniert. Zum Beispiel treten im Rahmen einer Sprachentwicklungsstörung bestehende Aussprachestörungen kombiniert mit der beschriebenen Poltersymptomatik auf und sind nicht immer klar voneinander abzugrenzen. Polternde Kinder zeigen häufig Unflüssigkeiten in Form von Wiederholungen von Silben, Wörtern und Satzteilen, oder lockeren Lautwiederholungen, Satz- und/oder Wortabbrüchen die das normale Maß überschreiten.
Stottern
Frühkindliches Stottern
Phasen mit Sprechunflüssigkeiten sind bei Zwei- bis Sechsjährigen nicht selten, bei fünf Prozent aller Kinder tritt in diesem Alter Stottern auf. Meistens handelt es sich dabei um ein zeitweiliges Symptom, das sich spätestens bis zur Pubertät wieder legt. Bei zirka 25 Prozent dieser Kinder entwickelt sich jedoch ein dauerhaftes Stottern. Da sich bisher nicht vorhersagen lässt, bei welchem Kind dies der Fall sein wird und bei welchem nicht, empfiehlt sich stets eine frühzeitige diagnostische Abklärung.
Nähere Informationen dazu erfahren Sie auf meinem Blog “Therapeutische Schatztruhe” im Blockbeitrag “Mein Kind stottert plötzlich, was soll ich nur tun?”
Als Stottern bezeichnet man eine Störung des Redeflusses. Es kann sich in lockeren Wiederholungen von Lauten, Silben und Wörtern, in Dehnungen von Lauten ebenso zeigen, wie in Blockierungen mit starken Muskelverspannungen. Auch Atmung, Stimmproduktion und Mimik können betroffen sein. Teilweise kommt es zusätzlich zu gesamtkörperlichen Mitbewegungen. Vermeideverhalten in Form von Wortvertauschungen, Satzumstellungen oder auch in Form bewusster Satzabbrüchen kann ebenfalls auftreten. Zum Teil wird das Sprechen auch völlig vermieden. Die Stottersymptome treten im Dialog plötzlich und in unterschiedlicher Ausprägung auf. Die Symptomatik ist häufig abhängig von der Situation und den Gefühlen des Betroffenen.
Je nach Störungsbild werden aus den therapeutischen Ansätzen individuelle Übungen zusammengestellt und verschiedene Schwerpunkte gesetzt.
Gestörte auditive Wahrnehmung
Kinder mit auditiven Wahrnehmungsstörungen hören Geräusche, Sprache und Töne der Umwelt, nehmen sie aber in der Qualität anders wahr. Zum Beispiel können die Laute k – t nicht unterschieden werden, weil sie sich für die Kinder ähnlich anhören. Das kann zu Schwierigkeiten in der Sprachentwicklung und Artikulation sowie später zu Lese – Rechtschreibschwierigkeiten führen. Durch eine Schulung der Hörwahrnehmung lernen die Kinder differenzierter zu hören und ihre bestehenden Probleme zu kompensieren.
Late Talkers
Als Late Talkers bezeichnet man Kinder, die im Alter von 24 Monaten ohne erkennbare Primärbeeinträchtigungen weniger als 50 Wörter und/oder keine Zweiwortäußerungen sprechen.
Etwa die Hälfte dieser Kinder, die sogenannten „Late-Bloomers“, können den sprachlichen Rückstand bis zum dritten Lebensjahr vermeintlich aufholen, jedoch im Schulalter (schrift-) sprachliche Schwierigkeiten entwickeln. Die andere Hälfte entwickelt bis zum dritten Lebensjahr eine Sprachentwicklungsverzögerung.
Die sprachtherapeutische Abklärung besteht meist aus einem ausführlichen Elterngespräch sowie einer Erstdiagnostik mit dem Kind, in der expressive und rezeptive sprachliche Fähigkeiten sowie Kommunikations- und Spielverhalten beobachtet werden. Wenn nötig kann im Anschluss je nach Entwicklungsstand des Kindes die Therapie aufgenommen oder ein Kontrolltermin vereinbart werden.
Das Therapiekonzept orientiert sich in seinen Ansätzen an den Forschungen von Dr. Claudia Schlesiger. Die Eltern werden angeleitet wie sie die sprachlichen Kompetenzen ihres Kindes im häuslichen Rahmen fördern können. In der Therapieeinheit wird entwicklungsaktivierend, direkt und kindzentriert gearbeitet, um das Kind beim Aufbau des Lexikons zu unterstützen.
Die Ursachen einer Fütterstörung sind meistens komplex und können vielerlei Ursachen haben.
- Anatomische Ursachen wie z.B. LKGS-Spalten, Makro-, Mikroglossie, Fehlbildung des Kiefers, Syndrome mit anatomischen Abweichungen des Gesichts- und/oder Mundbereiches (Pierre-Robin-Syndrom / Moebius-Syndrom / Apert-Syndrom
- Medizinische Ursachen wie z.B. Herz- oder Lungenstörung (z.B. bronchopulmonale Dysplasie bei Frühchen), Atemprobleme, Nierenstörungen, onkologische Störungen, sowie Störungen im Bereich der Speiseröhre, des Magens oder des Darm
- Neurologische Ursachen wie z.B. Zerebralparese, Störungen im Bereich der sensorischen Integration (Reizverarbeitung, Überreaktion auf taktile Reize) oder geistige Behinderung
Die Therapie erfolgt nach einer ausführlichen Anamnese und Diagnostik. Entsprechend der Ergebnisse wird die Behandlung individuell an die Bedürfnisse angepasst. Einige Behandlungsmethoden könnten z.B.sein:
- der Abbau zu lange bestehender Säuglingsreflexe
- die Sensiblilisierung oder Desensibilisierung im Gesichts- und Mundbereiche, so dass es zur Tonusregulation kommt.
- Erarbeitung einer guten Lagerung und Haltung
- Hilfestellungen beim Saugen, Schlucken und Atmen
- Aufklärung, Beratung und Anleitung der Eltern
Myofunktionelle Störungen
Bei einer myofunktionellen Störung handelt es sich um eine funktionelle Störung der Muskulatur im Mund-Gesichtsbereich. Betroffen sind die Bewegungs- und Koordinationsabläufe sowie das muskuläre Gleichgewicht aller am Schlucken beteiligten Strukturen (Wangen-, Lippen- und Zungenmuskulatur). Sie zeigt sich u.a. In einem fehlenden Mundschluss, Mundatmung, vermehrter Speichelfluss, eingeschränkte Zungenbeweglichkeit, unphysiologische Zungenruhelage, Vorverlagerung der Zunge beim Sprechen, bei insgesamt unausgeglichener Muskelbalance im Mund-, Gesichts-, und Halsbereich.
Kommt es zusätzlich zu einem oder mehreren dieser Symptome einer orofazialen Dysfunktion auch zum Zungenstoß gegen die Zähne (Zungenprotrusion), dabei spricht man von einem “falschen Schluckmuster”. Aufgrund einer funktionellen orofazialen Störung kann es zu einer gestörte Kau-, Beiß- und Schluckentwicklung, „verwaschenen“ und/oder „feuchten“ Aussprache oder einer Fehlbildung der Zischlaute wie Schetismus (/sch/) und Sigmatismus (/s/) kommen.
Im Rahmen der Diagnostik werden die passenden Therapiebausteine ausgesucht und fortlaufend an die Bedürfnisse und Ziele des Patienten angepassen.
Grundsätzliche Ziele der Myofunktionellen Therapie (MfT) sind unter anderem die Stimulation der oralen Wahrnehmung und Sensibilität, der Abbau ungünstiger motorischer Verhaltensmuster sowie die Anbahnung physiologischer Bewegungsmuster und der Nasenatmung. In der Therapie werden die korrekte Lippen- und Zungenruhelage inklusive Mundschluss und Nasenatmung sowie die orofaziale Regulation durch gezieltes Muskelfunktionstraining (mundmotorische Übungen) trainiert und das physiologische Schluckmuster angebahnt.